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Schwammstadt – ein Leitbild für Bremens Stadtentwicklung und Lebensqualität in der Klimakrise

Wasser soll in Bremen künftig versickern oder gespeichert werden, statt durch die Kanalisation zu rauschen.

Auf Initiative der Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN haben die Regierungsfraktionen in der Bremischen Bürgerschaft einen Antrag zu einem Leitbild für Bremen als Schwammstadt eingebracht. „Unser Antrag wird neue Maßstäbe und Regeln in der Stadtentwicklung und Stadtplanung etablieren, um die Lebensqualität in Bremen auch in Zeiten der Klimakrise zu sichern“, sagt Ralph Saxe, der umweltpolitische Sprecher der Grünen, zu dem Antrag von Grünen, Linken und SPD in der Stadtbürgerschaft: „Die Klimakrise begründet eine dringende Anpassung unserer städtischen Umwelt und Infrastruktur, um unsere Städte klimaresilient zu machen und lebenswert zu erhalten. Wir müssen uns vermehrt auf Stürme, Hitze und Starkregen einstellen, die auch stärker ausfallen. Dabei spielt das Wasser eine wesentliche Rolle: Es wird wechselweise zu viel und zu wenig davon geben. Mit dem Leitbild der Schwammstadt stellen wir uns darauf ein: Wir sorgen damit vor, dass es nicht zu verheerenden Überschwemmungen kommt und dass in trockenen Zeiten immer genug Wasser zur Verfügung steht. Die Schwammstadt speichert Regenwasser für Umwelt und Natur, wertvolle Trinkwasserreserven werden geschützt und geschont.“

Im Grundsatz geht es im Leitbild Schwammstadt darum, Regenwasser aufzufangen oder versickern zu lassen und so zwischenzuspeichern – im Boden, in Teichen oder Zisternen und in Feuchtgebieten überall in Bremen. „Wie wichtig das ist, haben die Fluten in und um Bremen zum vergangenen Jahreswechsel 2023/2024 gerade noch einmal eindrücklich und für viele Betroffene beängstigend gezeigt“, so Saxe: „Die gebaute Infrastruktur und die grüne Infrastruktur aus Pflanzen und Gewässern müssen künftig gemeinsam geplant, entwickelt und verbunden werden. Eine wassersensible Schwammstadt vermeidet unnötige Flächenversiegelungen und lässt Niederschlagswasser nicht einfach durch die Kanalisation rauschen, sondern trennt es vom Abwasser, schont Kanäle und Klärwerke und nutzt Regen für die Natur und damit zur Kühlung der Stadt.“

Bereits heute werden in Bremen Maßnahmen für die Schwammstadt schon in vielen Bau-Regeln wie dem Bremer Standard und bei der Planung neuer Quartiere umgesetzt. Mit der Erweiterung dieser Ansätze auf die ganze Stadt werden künftig auch bestehende Bauten und Stadtteile ertüchtigt. Bithja Menzel, bau- und stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Grünen, weist darauf hin, dass gerade ältere, oft einkommensschwache Quartiere durch fehlende Grünanlagen vielfach überdurchschnittlich stark erhitzt werden und so besonders unter dem Klimawandel leiden. Auch Orte, die schon jetzt besonders heftig durch Folgen von Starkregenereignissen betroffen sind, sollen vorrangig behandelt werden. „Das wird kein Leitbild für den Aktenschrank. Überall, wo wir in Bremen gebaut oder erneuert wird, sollen die Prinzipien der Schwammstadt angewendet werden: beim Straßenbau, beim Kanalbau, bei allen Bauvorhaben. Moderne Stadtentwicklung achtet und entwickelt auch die grüne Infrastruktur und sichert Bremen auf Jahrzehnte als lebenswerte, klimaresiliente Schwammstadt“, versichert Bithja Menzel.