Gesundheit | Soziales und Jugendpolitik
Mehr Aufmerksamkeit für jugendliche Obdachlose und Sofahopper*innen!
Nur selbst Hilfe suchende junge Menschen werden gezählt und wahrgenommen.
Die Situation jugendlicher Obdachloser – sogenannter Sofahopper*innen – ist in Bremen weitgehend unbekannt: Der Senat kennt ihre Zahl nicht, viele meiden die öffentlichen Hilfsangebote und oftmals verfügen obdachlose Jugendliche noch über eine Meldeadresse, aber keinen festen Aufenthaltsort. „Das ist das ernüchternde und besorgniserregende Bild, das wir von dieser Gruppe junger Menschen haben“, kritisiert die Grünen-Abgeordnete Sahhanim Görgü-Philipp die mangelnde Datenbasis: „Die Antworten des Senats auf unsere Fragen in der Fragestunde der Bremischen Bürgerschaft offenbaren ein erschreckendes Dunkelfeld. Wir haben keine verlässlichen Zahlen zu jugendlichen Obdachlosen oder sogenannten Sofahopper*innen in Bremen. Das erschwert eine zielgerichtete Hilfe für diese vulnerable Gruppe erheblich. Wir brauchen ein besseres Monitoring für ein realistischeres Bild der Lage junger Menschen ohne festes Zuhause.“
Besonders problematisch ist laut Görgü-Philipp, dass bestehende Angebote von den Betroffenen kaum angenommen werden: „Junge Männer meiden Notunterkünfte, weil sie nicht mit älteren Obdachlosen zusammen untergebracht werden wollen. Junge Frauen verbleiben oft in belastenden Familiensituationen oder geraten in Abhängigkeiten, statt institutionelle Hilfe zu suchen. Für sie brauchen wir dringend bessere zielgruppenspezifische Angebote, die auf die unterschiedlichen Herausforderungen für junge Frauen und Männer differenziert werden.“
Streetworker*innen erreichen wohnungslose junge Menschen direkter
Die Senatsantwort zeigt, dass lediglich Hilfe suchende Jugendliche politisch wahrgenommen und gezählt werden. So melden sich bei der Zentralen Fachstelle Wohnen (ZFW) jährlich nur ein bis zwei Minderjährige, während die Zahlen in der Altersgruppe von 18 bis 20 Jahren deutlich höher liegen: 2023 waren es 67 junge Frauen und 75 junge Männer, 2024 meldeten sich 47 junge Frauen und 68 junge Männer. „Das Dunkelfeld können nur wohnortnahe, zielgruppenspezifischere Anlaufstellen und Streetworker*innen erhellen“, appelliert die sozialpolitische Sprecherin der Grünen an die Sozialsenatorin. Sie fordert zudem den Ausbau spezifischer Notunterkünfte für junge Menschen, die deren besonderen Problemlagen gerecht werden sowie eine Verbesserung altersgerechter und niedrigschwelliger psychosozialer Angebote.
„Insbesondere Angebote für junge Frauen sind notwendig, um den Gefahren verdeckter Prostitution und Ausbeutung zu begegnen“, so Görgü-Philipp. „Wir können es uns nicht leisten, diese jungen Menschen ein Schattendasein führen zu lassen und sie im Stich zu lassen. Denn ohne einen festen Wohnsitz und adäquate Unterstützung drohen sie dauerhaft aus unserer Gesellschaft herauszufallen - Bremen muss sich hier besser kümmern“, betont die Grünen-Abgeordnete.