Ungeschütztes Arbeiten trotz bekannter Asbestbelastung: Grüne verlangen Aufklärung

Die Asbestbelastung eines ehemaligen Verwaltungsgebäudes, in dem rund 50 Mitarbeiter der landeseigenen Fischereihafen-Betriebsgesellschaft (FBG) ungeschützt Abrissarbeiten durchgeführt haben, war offenbar weit vor Beginn der Sanierungsarbeiten in einem Gutachten festgestellt worden. Warum die FBG trotz der vorliegenden Warnung keine Fachfirmen beauftragt hat und ihre Mitarbeiter einem hohen Gesundheitsrisiko ausgesetzt hat, ist eine der zentralen Fragen, die die Grünen-Fraktion in der nächsten Sitzung der Deputation für Arbeit und des Landeshafenausschusses beantwortet haben will. Dazu erklärt die hafenpolitische Sprecherin Sülmez Dogan: „Dieser fatale Umgang mit dem Gesundheits- und Arbeitsschutz macht uns fassungslos. Für die betroffenen Mitarbeiter bedeutet das, die nächsten Jahrzehnte in ständiger Sorge um ihre Gesundheit zu leben. Sie müssen sich alle drei Jahre einer Untersuchung mit ungewissem Ergebnis unterziehen. Das ist auch psychisch belastend. Wir erwarten, dass die Mitarbeiter von der FBG und der Berufsgenossenschaft bestmöglich unterstützt werden. Der Fall muss vollständig aufgeklärt werden. Warum haben die Kontrollmechanismen versagt? Weshalb wurde keine Fachfirma beauftragt? Welche Konsequenzen müssen über die FBG hinaus gezogen werden, damit sich das nicht wiederholen kann? Diese und andere Fragen wollen wir beantwortet wissen.“

Obwohl Asbest seit 1993 verboten ist, steckt das todbringende Mineral noch immer in vielen Gebäuden aus den 60er bis 80er Jahren. Die häufigsten Gefahrenquellen sind Dacheindeckungen, Boden- und Wandfliesenbeläge samt Kleber bzw. Spachtelmassen oder auch Asbestzement-Formteil wie Rohre und Fensterbänke. Eine einzige eingeatmete Asbestfaser kann dafür ausreichen, in der Folge an lebensbedrohlicher Asbestose, Lungen- oder Kehlkopfkrebs zu erkranken. Die Krankheiten treten häufig mit mehr als 30 Jahren Verzögerung auf. Für Bremen und Bremerhaven als ehemaliger Großwerften-Standort ist weiterhin mit einer hohen Anzahl von Erkrankten zu rechnen. Auf Initiative der Grünen-Fraktion hat Bremen eine Beratungsstelle für Berufserkrankte eingerichtet und setzt sich für die Umkehr der Beweislast bei Asbesterkrankungen ein, damit schwer kranke Betroffene nicht jahrelang um Entschädigungen kämpfen müssen. Zudem müssen Heimwerker mehr über die Asbestgefahr aufgeklärt werden.