Bremen verbannt Industriefleisch aus öffentlichen Kitas und Schulen

Ab 2022 will die rot-grüne Koalition problematisches Industriefleisch aus der Massentierhaltung in städtischen Kitas und Schulen endgültig nicht mehr auftischen. In den städtischen Kliniken soll bis 2024 Fleisch zu 75 Prozent aus Bio-Erzeugung auf die Teller kommen. Der Senat ist nun gefordert, mit einem Aktionsplan die schrittweise Umsetzung ohne zusätzliche Kosten aufzuzeigen. Dieser Änderungsantrag zum ‚Bürgerantrag gegen Billigfleisch in der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung‘ wird auf Betreiben von Rot-Grün für die morgige Sitzung der Stadtbürgerschaft eingebracht. Der Antrag sieht u.a. auch vor, dass für Kantinen in Dienststellen und Unternehmen der Stadt die Pachtverträge überprüft und ggf. angepasst werden. Nicht zuletzt wird innerhalb eines Jahres bei öffentlichen Veranstaltungen, die Bremen selbst durchführt, komplett auf Bio-Produkte bei tierischen Nahrungsmitteln umgestellt.

Jan Saffe, ernährungs- und agrarpolitischer Sprecher der Grünen, erklärt dazu: „Das ist eine gute Entscheidung für über 20.000 Kinder und Jugendliche, die in städtischen Kitas und Schulen verpflegt werden. Die Umstellung auf Bio-Fleisch dient dem Schutz der Kinder, dem Tierwohl und der Umwelt. Eine gute Ernährung bleibt damit auch Kindern aus sozial benachteiligten Familien nicht länger vorenthalten. Diese Initiative ist der Einstieg Bremens in den Ausstieg aus der Massentierhaltung. Mit einer entsprechenden Änderung der Beschaffungsrichtlinien kann Bremen auch als Nichtagrarland einen Beitrag zu einer Ernährungs- und Agrarwende leisten. Die industrielle Massentierhaltung ist mit ihren Folgen wie der hohen Nitrat-Belastung von Böden oder der hohen Antibiotika-Belastung für Mensch und Umwelt hoch problematisch. Mit dem Umstieg auf Bio-Fleischwaren in der Gemeinschaftsverpflegung setzen wir das Zeichen, dass eine bessere Ernährung machbar ist.“

Stephanie Dehne, gesundheits- und verbraucherschutzpolitische Sprecherin der SPD, betont: „Der Bürgerantrag hat eine sehr gute Vorlage geliefert – und bestätigt uns darin, dass Bürgerbeteiligung ein hohes Gut ist. Deshalb zunächst einmal: Danke an alle, die sich dafür engagiert haben. Uns als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten war dabei vor allem eines wichtig: Bildungsstand und Geldbeutel der Eltern dürfen nicht über die Ernährungsweise von Kindern entscheiden. Fakt ist: Gesunde Ernährung ist eine wichtige Basis für gute Startchancen ins Leben – und ein Gebot sozialer Gerechtigkeit. Deshalb ist es sowohl unter diesem Aspekt als auch gesundheitspolitisch ein richtiger Schritt, insbesondere die Kindertagesstätten und Schulen in den Fokus zu nehmen, und dort einerseits den Fleischkonsum generell zu senken sowie andererseits – ohne zusätzliche Kosten für die Eltern – auf einen hohen Anteil von Biofleisch zu setzen.“

Kirsten Kappert-Gonther, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, unterstreicht: „Eine ausgewogene Ernährung hat nachweislich positive Effekte auf die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit. Darum ist es wichtig, den Kindern Mahlzeiten mit einer guten Qualität aufzutischen. Für das Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen in öffentlichen Kitas und Schulen haben wir schließlich eine Verantwortung. Die Umstellung auf Bio-Fleischwaren muss nicht zwangsläufig teurer werden. Denn fortan werden die Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung flächendeckend angewendet, mit denen der Fleischkonsum in allen kommunalen Kitas und Schulen auf ein gesundes Maß gesenkt wird. Das bedeutet weniger Fleisch, wenn aber qualitativ hochwertig.“

Jens Crueger, umwelt- und agrarpolitischer Sprecher der SPD, abschließend: „Nicht alles auf dem ‚Bio‘ steht ist per se gut – nicht alle konventionellen Produkte sind per se schlecht. Dennoch ist es auch agrarpolitisch folgerichtig, dass wir uns verpflichten wollen, künftig mehr Bio-Fleisch in Bremen zu servieren. Denn tatsächlich ist der ökologische Landbau ein besonders auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Produktionssystem, an dessen Ende nicht nur gesunde Produkte stehen. Gleichzeitig erhalten und schonen ‚Ökobauern‘ natürliche Ressourcen in besonderem Maße – durch positive Auswirkungen auf den Boden-, Gewässer- und Tierschutz sowie auf die Artenvielfalt. Durch den zunehmenden Konsum von Bio-Produkten sichert ökologischer Landbau zudem auch Beschäftigung im ländlichen Raum und wirkt damit auch gegen das ‚Hofsterben‘. Es ist daher aus mehrfacher Hinsicht richtig, dass wir in Bremen künftig auf ein Mehr an Bio-Fleisch setzen wollen.“