Rezeptfreie 'Pille danach' ist überfällig

Die Bürgerschaftsfraktion der Grünen fordert Bundesgesundheitsminister Gröhe (CDU) auf, die rezeptfreie Abgabe der ‚Pille danach‘ endlich umzusetzen. Der Bundesrat hat sich mit der Stimme Bremens längst dafür ausgesprochen. Der Expertenausschuss für Verschreibungspflicht – in dem ÄrztInnen, ApothekerInnen und WissenschaftlerInnen sitzen – sieht keine medizinischen Probleme. Nicht zuletzt empfiehlt auch die  Weltgesundheitsorganisation die Freigabe. Dazu erklärt die frauenpolitische Sprecherin Doris Hoch: „Mit der Rezeptpflicht für die ‚Pille danach‘ befindet sich Deutschland in der medizinischen und frauenpolitischen Steinzeit. Die ‚Pille danach‘ kann Frauen helfen, ungewollte Schwangerschaften bzw. belastende Abtreibungen zu vermeiden. Eine Verhütungspanne richtet sich nicht nach den Öffnungszeiten von Arztpraxen. Am Wochenende kann für die Wirkung der ‚Pille danach‘ zu viel Zeit verstreichen, wenn gerade junge Frauen aus Scham nicht in eine überfüllte Notfallambulanz gehen. Die Apothekenpflicht des Präparates reicht aus, um die kompetente Beratung zu gewährleisten. Das unbegründete Festhalten an der Rezeptpflicht für die ‚Pille danach‘ beschneidet die Rechte von Frauen. Die Verschreibungspflicht schränkt die sexuelle Selbstbestimmung und das Recht auf reproduktive Gesundheit inakzeptabel ein. Mit der Rezeptpflicht wird Frauen die Fähigkeit abgesprochen, verantwortungsvoll mit dem Thema umzugehen. Wir wollen, dass Frauen gerade auch in einer Notlage ihre Rechte ohne Hürden wahrnehmen können.“  

Zum Hintergrund:
Deutschland ist eines der wenigen Länder, in der es für die ‚Pille danach‘ eine ärztliche Verschreibungspflicht gibt. In 28 europäischen Ländern hingegen können Frauen nach einer Verhütungspanne in die nächste Apotheke gehen und sich die medizinisch unbedenkliche Notfallpille holen. In Schweden, Großbritannien oder auch den USA gibt es weniger Teenager-Schwangerschaften, seit es die ‚Pille danach‘ gibt. Die ‚Pille danach‘ wirkt durch das Hormon Levonorgestrel. Sie verhindert ExpertInnen zufolge bis zu 72 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr, dass sich ein befruchtetes Ei in der Gebärmutter einnisten kann – mit fortschreitender Zeit allerdings immer weniger gut. Medizinische Risiken in der Anwendung sind bisher nicht bekannt geworden.