Fast ein Drittel der Bahnbrücken in Bremen und Bremerhaven ist sanierungsbedürftig
29 Prozent der 157 Bahnbrücken im Land Bremen weisen Schäden auf. Bei 18,5 Prozent handelt es sich um umfangreiche Schäden. 3,2 Prozent bzw. fünf der Eisenbahnbrücken sind so marode, dass nur noch ein Neubau infrage kommt. Darunter befindet sich auch die Brücke über die Hemmstraße, auf der täglich viele Bremer Berufspendler mit der Bahn nach Hamburg unterwegs sind. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen Bundestagsfraktion hervor (die Auswertung findet sich weiter unten).
Dazu erklären Valerie Wilms, Obfrau der Bundestagsfraktion im Ausschuss für Verkehr, und Marieluise Beck, Bundestagsabgeordnete aus Bremen: „Wir fordern daher die Deutsche Bahn AG auf, einen Sanierungsplan für die maroden Eisenbahnbrücken zu erstellen, damit ein reibungsloser Verkehr auch in Bremen und Bremerhaven möglich ist. Das Land Bremen ist aufgrund seiner Lage an wichtigen Hafenstandorten auf gute und zuverlässige Schienenverbindungen angewiesen. Die Brückensanierung muss jetzt angegangen werden, das erwarten die Bahnreisenden und die Wirtschaft im Nordwesten.“
Ralph Saxe, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen Bürgerschaftsfraktion, betont: „Die Bahn steht in der Verantwortung, umgehend die Brücken mit gravierenden Schäden zu sanieren. Höchste Priorität muss dabei die Brücke an der Hemmstraße haben, über die der Zugverkehr nach Hamburg läuft. Ein Gutteil der rund 3400 Bremer Berufspendler, die täglich zur Arbeit nach Hamburg fahren, nutzt dafür diese Strecke. Ich mag mir gar nicht ausmalen, welches Chaos im Fall eines unausweichlichen Neubaus entsteht: Die PendlerInnen müssten dann Verzögerungen oder lange Umwege in Kauf nehmen. Das könnte auch zu volkswirtschaftlichen Schäden führen. Das zeigt: Die Bahn muss zuerst ihre Pflichtaufgaben im Sinne der KundInnen erfüllen, ehe sie teure Prestigeprojekte vorantreibt.“
Frank Willmann, Bremerhavener Bürgerschaftsabgeordneter und hafenpolitischer Sprecher der Grünen, ergänzt: „Für den reibungslosen Ablauf der zunehmenden Güterverkehre von und zu den Häfen erwarten wir von der Bahn, die erforderliche Sanierung bzw. Neubau der Brücken auf der Strecke Bremerhaven-Bremen nicht auf den St. Nimmerleinstag zu verschieben.“
Bisher konnte für Bremen nicht beziffert werden, wie viele Eisenbahnbrücken dringend sanierungsbedürftig sind. Das Ergebnis liefert nun die Antwort auf die Kleine Anfrage der Grünen Bundestagsfraktion an die Bundesregierung: 29 % der Eisenbahnbrücken in Bremen sind in einem besorgniserregenden Zustand.
Insgesamt wird der Zustand der Eisenbahnbrücken von der DB in vier Kategorien unterteilt:
• Kategorie 1: nur punktuelle Schäden
• Kategorie 2: größere Schäden ohne Beeinflussung der Sicherheit
• Kategorie 3: Umfangreiche Schäden, Instandsetzung möglich
• Kategorie 4: Gravierende Schäden, wirtschaftliche Instandsetzung nicht mehr möglich.
Laut Bundesregierung lassen sich von den insgesamt 157 Eisenbahnbrücken in Bremen 29 in die dritte und 5 in die vierte Kategorie einordnen, d.h. diese Brücken müssen neu gebaut werden.
Das Dokument mit einer Auflistung aller Brücken finden Sie online hier: dipbt.bundestag.de/dip21/btd/18/018/1801807.pdf
Besonders sanierungsbedürftige Brücken in Bremen
Von den insgesamt 157 Eisenbahnbrücken in Bremen fallen 5 in die schlechteste Kategorie 4. Das heißt: Sie haben einen dringenden Sanierungsbedarf durch gravierende Schäden am Bauwerksteil. Die Sicherheit ist noch nicht beeinflusst. Aber eine wirtschaftliche Instandsetzung ist nicht mehr möglich. Das heißt, sie müssten neu gebaut werden.
Auch die zweitschlechteste Kategorie 3 bedeutet, dass eine Brücke dringend sanierungsbedürftig ist. Die Brücken dieser Kategorie haben umfangreiche Schäden am Bauwerk. Die Instandsetzung ist noch möglich, ihre Wirtschaftlichkeit ist zu prüfen. In diese Kategorie fallen weitere 29 der 157 Bahnbrücken in Bremen.
Wir haben die betroffenen Brücken der Kategorie 4 lokalisiert!
In der folgenden Tabelle sind die Bahnbrücken Bremens der Kategorie 4 aufgeführt. Die genaue Position der jeweiligen Brücke lässt sich einfach über den angefügten Link auf Google Maps darstellen. Der grüne Pfeil markiert dabei den Standort der Brücke.
Ort | PLZ | Bahnstrecke | Nummer | Straße | Lage |
Bremen | 28239 | Utbremen - Bremen | 1424 | Kleingärtnerweg | |
Bremen | 28207 | Wanne-Eickel–Hamburg | 2200 | Hastedter Heerstraße | |
Bremen | 28357 | Wanne-Eickel–Hamburg | 2200 | Hemmstraße | |
Bremen | 28219 | Bremen–Bremerhaven | 1740 | B6 | |
Bremen | 28215 | Bremen–Bremerhaven | 1740 | (nicht zuzuordnen) |
Notwendige Konsequenzen
Die Deutsche Bahn muss einen umfangreichen Sanierungsplan erstellen. Er muss mit dem Land, den Zweckverbänden und den Fahrgästen abgestimmt werden, um Beeinträchtigungen so gut wie möglich zu minimieren.
- Die Problematik des schlechten Brückenzustands ist der Bahn seit Jahren bekannt, trotzdem investiert sie viel zu wenig in den Erhalt. Statt Milliarden in Prestigeprojekte wie Stuttgart 21 oder den Kauf von Logistikunternehmen im Ausland zu versenken, müssen Bund und Deutsche Bahn sich endlich um den Erhalt der Eisenbahninfrastruktur kümmern.
- Die DB Netz muss ihre Unternehmensgewinne in den Erhalt des Schienennetzes investieren, statt sie über die Bahn-Dividende in den Bundeshaushalt zu überführen. Das muss auch der Bund als Eigentümer der Bahn vorantreiben.
- Daehre und Bodewig haben ermittelt: Allein bei den Schienenwegen fehlen jährlich 1,2 Milliarden Euro für den Erhalt. Deshalb ist es ein Fehler von Schwarz-Rot im Bund, immer noch viel Geld in Neubauprojekte auf der Straße zu stecken. Wir fordern die Bundesregierung auf, die Zusatz-Milliarden in die Erhaltung der bestehenden Verkehrsinfrastruktur zu investieren. Solange das bestehende Finanzvolumen des Verkehrshaushaltes nur nachrangig und ungenügend die Erhaltung und Sanierung von Bundesverkehrswegen berücksichtigt, sind allgemeine Forderungen nach mehr Geld für die Verkehrsinfrastruktur unglaubwürdig. Neu- und Ausbau muss sich allein auf die Beseitigung von Engpässen mit sehr hohem Schwerverkehrsanteil konzentrieren.
- Der Vorschlag von Bundesverkehrsminister Dobrindt, einen Sondertopf für große Straßenbrückensanierungen einzurichten, ist auch vor diesem Hintergrund viel zu undurchdacht: Er konzentriert sich nur auf die Straßensanierung und selbst dafür reichen die Mittel nicht aus. Der umweltfreundliche Verkehrsträger Schiene sollte mit zusätzlichen Erhaltungsinvestitionen wirksam gestärkt werden.
- Unser Grünes Ziel ist vorrangig der Erhalt: Wir wollen die Verkehrsinfrastruktur und damit Anlagevermögen unseres Landes erhalten statt weiter auf Verschleiß zu fahren.