Soziale Schieflage in psychotherapeutischer Versorgung beenden
Soziale Schieflage in psychotherapeutischer Versorgung beenden
Während in besser situierten Bremer Stadtteilen überproportional viele Kinder- und Jugend-TherapeutInnen ansässig sind, findet sich in den meisten sozialen Brennpunkten kaum eine Praxis (s. Anlage, Tabelle S. 4). Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Vergleich der Angebote für Erwachsene. Auch in Bremerhaven ist die Situation unbefriedigend. Das geht aus der Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen hervor. "Die soziale Schieflage in der psychotherapeutischen Versorgung ist nicht hinnehmbar. Es kann nicht sein, dass Menschen in sozial benachteiligten Stadtteilen unter frustrierenden Wartezeiten und längeren Wegen leiden müssen. Insbesondere Kinder und Jugendliche brauchen bei Borderline oder auch Suchtproblemen umgehend Hilfe in ihrem gewohnten Umfeld. Bei PatientInnen mit schweren Depressionen geht mit langen Wartezeiten ein erhöhtes Suizidrisiko einher. Wir erwarten von den Selbstverwaltungsorganen, dass sie ihrer Verantwortung nachkommen. Sie müssen darauf hinwirken, dass die benachteiligten Bremer Stadtteile und Bremerhaven besser versorgt werden", betont Doris Hoch, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen.
Eine bessere Verteilung der Kinder- und Jugend-PsychotherapeutInnen könnten die Kassenärztliche Vereinigung, die Psychotherapeutenkammer und die Krankenkassen im Zuge der seit Jahresbeginn neu geltenden Versorgungsquote erreichen. Das entsprechende Gesetz sieht eine psychotherapeutische Versorgungsquote von 20 Prozent für Kinder und Jugendliche vor. "In Bremen-Stadt können sich sieben, in Bremerhaven acht zusätzliche PsychotherapeutInnen für Kinder- und Jugendliche niederlassen. Dies muss aus unserer Sicht in jenen Stadtteilen erfolgen, die bislang unterversorgt sind", so Doris Hoch, "und für Bremerhaven wäre das eine gute Möglichkeit, die jetzige unbefriedigende Situation zu verbessern."
Zum Vergleich: Während in Schwachhausen für insgesamt 4441 EinwohnerInnen unter 18 Jahren elf Kinder- und JugendpsychotherapeutInnen ansässig sind, gibt es in Gröpelingen (6640 unter 18-Jährige), Osterholz (7182 Minderjährige) und ganz Bremen-Nord (17.002 EinwohnerInnen unter 18) gar keine.