Gleichstellung von Frauen in Unternehmen voranbringen
Gleichstellung von Frauen in Unternehmen voranbringen
Zum diesjährigen Internationalen Frauentag erklärt Doris Hoch, frauenpolitische Sprecherin der Grünen: "Nach 60 Jahren sind wir auf dem Weg zur Gleichberechtigung von Frauen ein ganzes Stück weiter, aber noch lange nicht am Ziel. Zwar sind für die formale Gleichstellung der Geschlechter gesetzliche Grundlagen und Instrumente erreicht worden und inzwischen fest etabliert, aber wir wissen aus diversen Erfahrungen, dass es vor allem an der Umsetzung hapert." Doris Hoch weist darauf hin, dass Deutschland in Sachen Gleichstellung im EU-Vergleich weiterhin auf einem hinteren Platz rangiert. "Das zentrale Problem in Deutschland ist offenbar, dass Frauen aus Karrierewegen und Netzwerken ausgegrenzt werden. Sie fehlen in Aufsichtsräten, auf Professuren und in Unternehmensvorständen. Nach der Elternzeit gibt es zu wenig Reintegration ins Erwerbsleben. Darum schneiden Frauen schlechter ab und werden dann auch schlechter bezahlt. Zudem werden frauentypische anspruchsvolle Arbeitsbereiche wie Sozialarbeit oder Erziehung auch im Öffentlichen Dienst vergleichsweise viel zu schlecht bewertet."
Instrumente wie die Quote sind für Doris Hoch weiterhin unverzichtbar. "Nur so können wir langfristig erreichen, dass sich der Anteil der Frauen in besser qualifizierten Rängen an den der Männer angleicht und sich nach und nach ein Wandel in der Unternehmenskultur vollzieht." Denn dort, wo viele Frauen auch in leitenden Positionen tätig sind, herrscht automatisch ein anderes Betriebsklima. "Arbeitgebern in Unternehmen und im Öffentlichen Dienst muss klar gemacht werden, dass flexible Arbeitszeitmodelle inklusive Arbeitszeitverkürzung oder Job-Sharing nicht nachteilig sind, sondern, attraktiv gestaltet, mehr qualifizierte Frauen und Männer in den Bewerberpool bringen. Und dass permanente Anwesenheit und Erreichbarkeit nicht der Garant ist für qualitativ hochwertige Arbeit. Klare gesetzliche Quoten für Aufsichtsräte, durchsetzbare Gleichstellungsvereinbarungen, die sich in Personalentwicklungsstrategien und konkreten, überprüfbaren Zielzahlen ausdrücken sowie eine Bewertung von Arbeitsleistung, die auch pädagogische und kreative Leistungen anerkennt, müssen endlich Teil von Recht und Tarifpolitik werden."
Für Bremen vermeldet Doris Hoch einen großen Erfolg: Seit Ende August 2008 gilt das Landesgleichstellungsgesetz (LGG) auch für die Bremischen Gesellschaften."Bremen übernimmt damit eine Vorreiterrolle hin zu mehr Gleichberechtigung im Beruf. Natürlich wird damit nicht automatisch Geschlechtergerechtigkeit in den Gesellschaften eintreten. Aber durch die Berichtspflicht und die Frauenförderpläne müssen die Gesellschaften dokumentieren, was sie in welchem Zeitraum für die Chancengleichheit von Frauen und Männern tun. Die Gesellschaften müssen sich Gedanken über Stellenbesetzungen, Fortbildungen, die Einrichtung von Teilzeitarbeitsplätzen und Beförderungen machen und darüber, wie der Frauenanteil in Führungspositionen gesteigert werden kann. Wir werden diesen Prozess engmaschig begleiten und uns die Berichte sehr genau ansehen. Es wäre wünschenswert, dass sich auch in der privaten Wirtschaft Nachahmer finden, die sich durch die erprobten Verfahren zu eigenen Gleichstellungsmaßnahmen inspirieren lassen."
Die Grünen wollen aber noch mehr für die Chancengleichheit tun: "Wir arbeiten intensiv an einem Chancengleichheitsprogramm. Dies soll einen wichtigen Beitrag leisten für gleichberechtigte berufliche Perspektiven für Frauen und Mädchen. Dazu gehören auch neue Zugangsmöglichkeiten zu zukunftsorientierten, bisher männerdominierten Branchen, Unterstützung für Existenzgründerinnen, Migrantinnen, Berufsrückkehrerinnen – um nur einige Zielgruppen zu nennen – sowie Aufstiegsqualifizierung und Mentoringprogramme zur Vorbereitung auf Führungspositionen." Des Weiteren wollen die Grünen nicht darin nachlassen, auch die 'typisch männlichen' Lebensmuster und Verhaltensweisen immer wieder öffentlich zum Thema zu machen. Doris Hoch: "Das Rollenspektrum von Männern ist noch immer viel zu sehr auf das 'Ernährermodell' festgelegt, während Frauen häufig selbstverständlich die Verantwortung für die Familie übernehmen. Hier sehen wir einen wichtigen Ansatzpunkt, gesellschaftlich etwas zu verändern. Denn: Gleichberechtigung beginnt in den Köpfen."