'Bremen Fonds' zum Rückkauf von NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgütern einrichten
'Bremen Fonds' zum Rückkauf von NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgütern einrichten
Bremen hat jetzt drei Kunstwerke aus der ehemaligen Sammlung des jüdischen Industriellen Ottmar Strauss rechtmäßig angekauft, damit sie auf Dauer in den Kunstsammlungen Böttcherstraße verbleiben können. Dafür hat sein Sohn Ulrich Strauss einvernehmlich 50.000 Euro erhalten. Für den Ankauf hatten das Kultur- sowie das Finanzressort je 15.000 Euro bereitgestellt. Insgesamt 25.000 Euro kamen durch die Waldemar Koch Stiftung, die Sparkasse Bremen und den Freundes- und Förderkreis Kunstsammlungen Böttcherstraße e.V. zusammen, dem dafür das Eigentum an einem der beiden mittelalterlichen Alabasterreliefs übertragen wird. Die verbleibende Summe von 5000 Euro soll einem noch zu gründenden Fonds zum Rückkauf von NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgütern zugeführt werden. Für die Einrichtung dieses 'Bremen Fonds' setzen sich die Grünen mit einem Antrag ein.
Dazu erklärt Karin Krusche, kulturpolitische Sprecherin der Grünen: "Durch die Zusammenarbeit engagierter Menschen ist es gelungen, dem Erben Ulrich Strauss das erwartete Zeichen der Versöhnung zu geben. Die beteiligten Ressorts und Stiftungen haben die Chance genutzt, wenigstens eine finanzielle Wiedergutmachung für die Ausplünderung der Familie Strauss zu leisten. Für die Kunstsammlungen Böttcherstraße freut es mich, dass sie die Werke nun wieder ihrem Publikum zeigen können. Durch die vorbildliche Provenienzrecherche der Kunstsammlungen Böttcherstraße wurde die Herkunft der Werke überhaupt erst geklärt. "
Bekanntlich musste der Mitbegründer des Wolff-Konzerns Ottmar Strauss seine Kunstsammlung 1935 versteigern lassen, um die sogenannte Reichsfluchtsteuer bezahlen zu können. Der Bremer Kaufmann Ludwig Roselius ersteigerte zwei mittelalterliche Alabasterreliefs und ein Glasbild, die seither in den Kunstsammlungen Böttcherstraße ausgestellt wurden.
Bei vielen anderen Kunstwerken in Bremer Museen ist unterdessen noch völlig unklar, ob sie während des Nationalsozialismus unrechtmäßig in die Sammlungen gelangt sind. Deshalb könnten auf die Museen noch Restitutionsansprüche jüdischer Alteigentümer zukommen. Um im Bedarfsfall die Werke von Erben der rechtmäßigen Eigentümer zurückkaufen zu können, wollen die Grünen einen 'Bremen Fonds' einrichten. "Dafür brauchen wir selbstverständlich die Unterstützung unseres Koalitionspartners. Wir freuen uns, dass das Kulturressort diese Idee mitträgt. Denn klar ist: Der Fonds entfaltet durch das Engagement des Senats erst die Wirkung, die zu einem erfolgreichen Gelingen nötig ist. Mit dem Fonds kann sich unser Bremer Gemeinwesen seiner historischen Verantwortung stellen. Aufgrund der Haushaltsnotlage wäre die Stadt alleine mit diesem Fonds überfordert. Damit unser Anliegen zu einem Erfolg wird, muss der Fonds breit getragen werden. Wir setzen darauf, dass sich daran auch Kunstmäzene, Unternehmen und BürgerInnen unserer Stadt beteiligen", so Karin Krusche.