Reformanstrengungen fortsetzen - Fundament stärken
Reformanstrengungen fortsetzen - Fundament stärken
Frühere und durchgängige Sprachförderung, mehr Unterricht in Naturwissenschaften und Mathe von Anfang an, ein gemeinsames pädagogisches Konzept von Kindergarten und Grundschule sowie verstärkte Integrationsmaßnahmen für SchülerInnen mit Migrationshintergrund – das sind für die Grünen die Lehren aus der heute veröffentlichten PISA-Bundesländerstudie.
"Es ist nicht hinnehmbar, dass ein Viertel der 15-Jährigen in Bremen nicht richtig lesen, schreiben und rechnen kann. Die PISA-Sieger zeigen uns, dass wir mit einer früheren und individuellen Förderung viel erreichen können. Bildungschancen werden am Anfang eröffnet. Deshalb müssen wir die Grundschulen stärken. Die Kleinsten brauchen auch die kleinsten Klassen und gezielte Unterstützung. Andere Bundesländer erzielen bessere Lernerfolge, da qualifizierte Assistenten die Arbeit der Lehrkräfte unterstützen. Kinder wollen lernen: Wir müssen das Bildungssystem so gestalten, dass sich dieser Lerneifer mehr entfalten kann. Auch an den Gymnasien müssen die Förderangebote ausgeweitet werden. Sie müssen ihren Unterricht mit anderen Lernformen qualitativ verbessern, schließlich liegen sie ein Jahr hinter sächsischen oder auch bayerischen Gymnasien zurück."
Neben der engeren Zusammenarbeit von Kindergärten und Grundschulen sowie mehr naturwissenschaftlichen Unterricht im Elementarbereich ist aus grüner Sicht eine bessere Sprachförderung notwendig. "Sprache ist der Schlüssel zum Bildungserfolg. Wir brauchen die konsequente Sprachförderung vor dem Schuleintritt, um allen Kindern echte Chancen zu eröffnen. Die Leseförderung muss durchgängig erfolgen. Für die Risikogruppe der SchülerInnen müssen die Sommercamps ausgebaut und zusätzlicher Förderunterricht erteilt werden. Insbesondere den Jungen mangelt es an Lesekompetenz. Deshalb müssen wir speziell auf sie zugeschnittene Förderangebote entwickeln", betont Anja Stahmann.
Zugleich hält die Bildungsexpertin der Grünen eine deutlich engere Zusammenarbeit von Jugendhilfe, Kitas und Schule für erforderlich. "In sozial benachteiligten Stadtteilen kann die Schule nicht alleine alle Probleme lösen. Pädagogen stoßen an Grenzen, wenn Familien nicht mitmachen", so Anja Stahmann. Die Grüne weist darauf hin, dass Kinder mit Migrationshintergrund in Bremen nach wie vor die schlechtesten Chancen auf Bildungserfolg haben. "Wir können es uns nicht leisten, diese Kinder zurück zu lassen und benötigen ein beherztes Programm für gleiche Chancen für Migrantenkinder", so Anja Stahmann.
Zwar hat Bremen beim jüngsten Ländervergleich aufgeholt: Während im Jahr 2000 der Unterschied zu Bayern noch 62 Punkte betrug, sind es bei PISA-E 2006 noch 38 Punkte gewesen. Auch ist die Risikogruppe der SchülerInnen im Vergleich zu anderen Stadtstaaten verringert worden. Die Verbesserungen sind nach Ansicht der Grünen aber kein Anlass zur Euphorie: "Wir dürfen keine Zeit auf Lobeshymnen verschwenden. An den Problemen muss weiter gearbeitet werden", betont Anja Stahmann.
Die kürzlich vorgelegten 19 Empfehlungen des Fachausschusses Schulentwicklung sind aus grüner Sicht ein guter Wegweiser, um das Bremer Schulsystem nachhaltig zu verbessern. "Das längere gemeinsame Lernen in qualitativ hochwertigen Ganztagsschulen wollen wir vorantreiben. Das machen die skandinavischen Länder erfolgreich vor, die bei PISA wesentlich besser abschneiden als Sachsen oder Bayern", erklärt die bildungspolitische Sprecherin.
Die Grünen erkennen zugleich an, dass sich die meisten Schulen im Land Bremen seit dem ersten PISA-Schock im Jahr 2001 auf den Weg gemacht haben, um eigene Antworten auf die Herausforderungen zu finden. Alle Schulen verfügen mittlerweile über Schulprogramme und entwickeln Förderkonzepte. Mehr und mehr Kollegien arbeiten im Team, sie hospitieren gegenseitig und befragen ihre SchülerInnen, um den Unterricht konsequent zu verbessern. Schulen setzen sich mittlerweile ganz anders mit kultureller Vielfalt auseinander und arbeiten damit produktiv. In den Grundschulen wird verstärkt auf Lernentwicklungen statt auf Noten gesetzt. Bremen ist bundesweiter Spitzenreiter beim Ausbau der Ganztagsschulen. Erste Erfolge der Bemühungen um ein besseres Schulwesen sind sichtbar: Auch Bremer und Bremerhavener Schulen wie die Grundschule Pfälzer Weg oder die Werkschule Bremerhaven sind beim Deutschen Schulpreis nominiert worden. Das SZ Rübekamp wird als UN-Schule ausgezeichnet.