Heute vor einem Jahr: Tod im Polizeigewahrsam
Heute vor einem Jahr: Tod im Polizeigewahrsam
Zum Jahrestag der Brechmittelvergabe mit Todesfolge im Bremer Polizeipräsidium erklärt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen in der Bremischen Bürgerschaft, Matthias Güldner:
"Am heutigen Tag gedenken wir Laye-Alama Condé, der sich möglicherweise eines ernst zu nehmenden Vergehens, des Drogenhandels, schuldig gemacht hat, und der dafür durch staatliche Unfähigkeit und Willkür mit dem Tode bestraft wurde. Mit diesem tragischen Tod in staatlicher Obhut wurde das Ende der Praxis der Brechmittelvergabe eingeläutet, die seit Jahren für stürmische Proteste nicht zuletzt in Bremen gesorgt hatte."
Zur Erinnerung: Am 27.12.2004 in den frühen Morgenstunden wurde der mutmaßliche Drogenhändler Laye-Alama Condé in das Polizeipräsidium in der Vahr gebracht. Mit Hilfe von zwangsweise durch Nasensonden eingeflößten Brechmitteln und großen Mengen Wassers wollte der Arzt des medizinischen Beweissicherungsdienstes die Beweisstücke aus dem Magen des Festgenommenen hervorholen. Wenige Stunden später verließ der Afrikaner den Polizeigewahrsam im Notarztwagen - bereits hirntot. Die Ärzte des St. Joseph-Krankenhauses konnten sein Leben nicht retten. Nach einigen Tagen im Koma verstarb er am 7. Januar 2005.
Bereits im Dezember 2001 hatten die Grünen in der Bremischen Bürgerschaft in einem Antrag die sofortige Beendigung der Brechmittelvergabe gefordert. Damals war ein Mann in Hamburg nach vergleichbarer Behandlung gestorben. Matthias Güldner: "Der Antrag wurde von der großen Koalition aus SPD und CDU abgelehnt. Heute ist diese unverhältnismäßige und menschenverachtende Praxis in Bremen Vergangenheit und wird hoffentlich nie wieder zurückkehren. Vor dem europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wird die Brechmittelvergabe beklagt und hoffentlich bald europaweit verboten."
Der Skandal um den Tod in staatlichem Gewahrsam ist für den grünen Innenpolitiker auch der Beginn einer Serie von Fehlverhalten des amtierenden CDU-Innensenators Röwekamp: "Offensichtlich nicht betroffen, sondern euphorisiert von den Vorgängen im Polizeigewahrsam, redete er sich im bremischen Fernsehen um Kopf und Kragen. Dabei hatte der Innensenator weder die Faktenlage im Griff, noch schien ihn das staatlich überwachte Töten eines zum ersten Mal als Verdächtiger aufgefallenen Afrikaners eine Kritik oder gar eine Entschuldigung wert zu sein. Später versuchte Röwekamp noch, die Verantwortung an den später herbeigerufenen Notarzt los zu werden, der in Ungnade gefallen war, da er als einziger die Ereignisse der Nacht vom 27. Dezember 2005 öffentlich machte."