PISA-Studie - Falsche Weichenstellung in Bremen
PISA-Studie - Falsche Weichenstellung in Bremen
"Bildungssenator Willi Lemke macht es sich zu einfach, wenn er nur guten Unterricht und ein gutes Schulklima als Erfolgsrezept für gute Schulergebnisse propagiert," kommentiert die grüne Abgeordnete Anja Stahmann die Reaktion des Bildungssenators auf die neueste PISA-Studie. Leichte Verbesserungen bei den Mathe-Ergebnissen von Gymnasiasten sind kein Grund zur Entwarnung. "Willi Lemke ist Bildungssenator für alle Schülerinnen und Schüler. Die schlechten Bildungschancen für Kinder aus sozial benachteiligten und ausländischen Familien sind ein Armutszeugnis. Die Herkunft entscheidet über den Bildungsweg und nicht die individuellen Fähigkeiten. Deshalb setzen sich die Grünen für längeres gemeinsames Lernen und bessere individuelle Förderung ein."
Die bildungspolitische Sprecherin der grünen Fraktion kritisiert, dass die große Koalition mit der neu eingeführten Schulstruktur bestehende Probleme verschärft. "In Bremen verlassen jährlich über 600 Jugendliche nach zehn Pflichtschuljahren ohne Abschluss die Schule. Mit dem frühen Aussortieren der Kinder nach der vierten Klasse wird diese Entwicklung verschärft. Das Schulsystem der großen Koalition widerspricht allen PISA-Erfahrungen. Die PISA-Spitzenreiter setzen auf das Erfolgsmodell "eine Schule für alle". Obwohl Senator Lemke sich mehrfach in den skandinavischen Ländern informierte und begeistert darüber berichtete, setzt er in Bremen auf ein Modell von Vorgestern."
Die Verschmelzung von Haupt- und Realschulen zu sogenannten Sekundarschulen bezeichnet Anja Stahmann als halbherzig: "Es gibt keinen Grund, Gymnasiasten extra zu unterrichten. Die OECD-Bildungsfachleute kritisieren ausdrücklich das gegliederte deutsche Schulsystem. Es hat unter anderem dazu geführt, dass in Deutschland unter 30 Prozent der Jugendlichen das Abitur machen. Andere Länder erreichen eine Abiturquote von über 60 Prozent."