Potentiale aller Schüler aktivieren

Potentiale aller Schüler aktivieren

Mit Ganztagsschulen von Klasse 1 bis 10 sowie der sechsjährigen Grundschule für alle Schülerinnen und Schüler wollen die Grünen die Bildungsreserven aller Kinder und Jugendlichen besser ausschöpfen. Karoline Linnert, grüne Fraktionsvorsitzende, betont: "Wenn das Wissen von 36 Prozent der Bremer 9.Klässler bestenfalls Grundschulniveau erreicht ist das ein Skandal. Schlimmer noch, dass diese Kinder überwiegend aus sozial benachteiligten Familien und 44 Prozent aus Migrantenfamilien stammen. Die Beschlüsse der Großen Koalition zur Schulreform lassen sich nicht ernsthaft auf dieses Problem ein und geben keine Antwort auf die zentrale Frage, was künftig an Stelle der Orientierungsstufe treten soll." Karoline Linnert sieht in diesem Punkt eine wichtige Weichenstellung: "Nur wenn die Kinder möglichst lange gemeinsam lernen, haben alle Mädchen und Jungen unabhängig von ihrer Herkunft ein faire Chance auf möglichst hohe Bildungsabschlüsse. Die von CDU und Handelskammer geforderte Sortierung nach der 4. Klasse in Haupt- und Realschüler sowie Gymnasiasten geht eindeutig zu Lasten der Schwächeren. Wir können es uns nicht leisten, nur auf die Bildungselite zu setzen und sie zu puschen - aus Verantwortung für die Kinder und für den Wirtschaftsstandort Bremen! Wir brauchen nicht nur mehr Abiturienten, sondern auch mehr Jugendliche mit guten Haupt- und Realschulabschlüssen. Nur so kann der auch von der Handelskammer beklagte Mangel an geeigneten Auszubildenden für Handwerk und Handel behoben werden."

Die von allen geforderte grundlegende Bildungsreform ist nicht durch einen einmaligen finanziellen Kraftakt für das Jahr 2003 zu meistern. Dieter Mützelburg, bildungspolitischer Sprecher der grünen Fraktion fordert deshalb den Eckwert des Bildungshaushalts in der mittelfristigen Finanzplanung deutlich aufzustocken: "Um langfristig Erfolge zu erzielen schlagen die Grünen ein Vier-Jahres-Programm vor - Bremen soll jährlich 45 Millionen Euro zusätzlich für die Bildung ausgeben. Falls die rot-grüne Bundesregierung im Amt bleibt, wird der Bund davon jährlich 6,5 Millionen Euro für die Finanzierung von Ganztagsschulen übernehmen."


Zwei zentrale Ziele

Mit der Bildungsreform wollen die Grünen zwei zentrale Ziele erreichen:

- Das Leistungsniveau aller Schülerinnen und Schüler verbessern, damit sie europaweit mithalten können.
- Die Zahl der Kinder mit Abitur von aktuell 32 Prozent auf 50 Prozent steigern.

Dieter Mützelburg betont: "Weder das traditionelle Gymnasium noch die Gesamtschule der 70er Jahre haben in Deutschland zu guten Ergebnissen im PISA-Vergleich geführt. Der Blick muss sich deshalb auf die erfolgreichen europäischen Nachbarn richten. Dort herrscht eine andere Lern- und Leistungskultur. Der staatliche Erziehungsauftrag endet nicht mittags und der gemeinsame Unterricht der Kinder geht bis zur 8., 9. oder 10. Jahrgangsstufe. Darin sehen die Grünen die Perspektive auch für das Bremer Schulsystem. Ein langer Weg, auf dem jetzt die ersten Schritte gegangen werden sollten."


Ganztagsschule von der 1. bis zur 10. Klasse

Schule hat wesentlich mehr Aufgaben, als die reine Wissensvermittlung. Es geht darum, den Kindern soziale Kompetenzen zu vermitteln und einen respektvollen Umgang miteinander beizubringen. Das braucht Zeit und eine andere Art der Zusammenarbeit von Lehrerinnen und Lehrern sowie andere Arbeitszeiten an den Schulen. "Wichtige Bedingungen zum Aufbau von Ganztagsschulen sind neben den notwendigen Räumen für Mittagessen und Sozialleben methodische und inhaltliche Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern, für die es eine Stundenreduzierung geben muss. Außerdem brauchen wir praxis- und problemorientiert ausgebildete junge LehrerInnen und Personal aus anderen Berufen, das die Arbeit an den Schulen unterstützt," erläutert Dieter Mützelburg.


Gemeinsam lernen

Das gesamte Bildungssystem wollen die Grünen so gestalten, dass die Kinder möglichst lange zusammen lernen und die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen flexibel und in enger Kooperation der Einrichtungen gestaltet werden. Dazu gehört:
- Kindergärten mit Bildungsprogramm, besondere Sprach- und Bewegungsförderung
- Sechsjährige Grundschule mit einer zweijährigen Eingangsphase, die je nach Entwicklungsstand für das einzelne Kind ein bis drei Jahre dauern kann. Danach kommt eine vierjährige Entwicklungsphase in der Kinder klassenweise oder jahrgangsübergreifend differenziert lernen.
- Sekundarschulen in Form von Gesamt- bzw. Stadtteilschulen (bis Klasse 10 oder bis Klasse 12/13), Gymnasien (6 bzw. 7 Jahre bis zum Abitur) sowie integrierte Haupt- und Realschulen (bis Klasse 10 mit Übergangsmöglichkeiten für RealschülerInnen in die Oberstufe).


Die jetzigen gymnasialen Oberstufen und Beruflichen Gymnasien sollen mit den Sekundarschulen eng kooperieren - mittelfristiges Ziel ist der Zusammenschluss.

Die Integration behinderter Kinder in Primar- und Sekundarschulen muss entschieden vorangetrieben werden.

Die jetzigen Schulzentren der Sek I sollen bis 2005 die künftige Form der Sekundarschulen gewählt haben (bis Klasse 10 oder bis Klasse 12/13).


Externe Beratung und Bewertung

Die Schulreform braucht externe Beratung und Bewertung sowie eine große Selbständigkeit der einzelnen Schulen. Die Schulen sollen wirtschaftlich, pädagogisch und bei der Personalwahl eigenständig handeln und im Rahmen übergeordneter Leistungsziele ein eigenes Profil entwickeln.

Die Länder oder der Bund schaffen eine nationale Bildungsagentur, die einheitliche Leistungsziele für alle Abschnitte des Bildungssystems aufstellt, bei deren Umsetzung sie die Schulen berät und prüft, ob die Ziele erreicht werden.

Um der bildungspolitischen Kleinstaaterei Grenzen zu setzen und europäische Maßstäbe zu sichern, wollen die Grünen dem Bund eine Rahmenkompetenz für das Schulwesen geben