Pisa-Lerneffekt gleich Null

Pisa-Lerneffekt gleich Null

Die Große Koalition ist offenkundig nicht dazu in der Lage, Konsequenzen aus der Pisa-Studie für Bremens Bildungspolitik zu ziehen. Anders ist die Aussetzung einer Vorlage zur Entwicklung der Grundschule in der heutigen gemeinsamen Sitzung der Bildungs- und Sozialdeputation durch die CDU nicht zu verstehen.
Schon den bisherige Minimalkonsens der Koalition, der heute mit den Vorschlägen des Bildungs- und Sozialressorts für Kindergärten und Grundschulen vorgelegt worden war, bezeichnet der grüne Bürgerschaftsabgeordnete Dieter Mützelburg als konzeptionslos. Die Blockade der CDU bietet dem Bildungssenator Lemke eine unvorhergesehene Möglichkeit zur Nachbesserung.

Die Grünen vermissen in den beiden Ressort-Vorlagen eine klare Linie. Kommentar von Dieter Mützelburg, bildungspolitischer Sprecher der Grünen Fraktion:"Beim zentralen Thema Verzahnung von Kindergarten und Grundschule bleiben die Vorlagen völlig unverbindlich. Wie die dringend notwendige Kooperation zwischen den beiden Bildungseinrichtungen gestaltet werden soll, was sie kostet und wie das finanziert werden soll - nach all dem sucht man vergeblich in den Papieren. Ein halbes Jahr nach der Veröffentlichung der katastrophalen Pisa-Ergebnisse hatten die Grünen von Bildungssenator Lemke und Sozialsenatorin Röpke ein Konzept aus einem Guss erwartet. Der Senat hat seine Hausaufgaben nicht gemacht." -2-


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Die vom Senat vorgeschlagene Kita-Sprachförderung ausschließlich für Kinder von Migranten und aus sozial benachteiligten Familien halten die Grünen für den falschen Weg. Anja Stahmann, jugendpolitische Sprecherin der grünen Fraktion, betont: "Statt gleich auf Selektion zu setzen, sollten die Kinder gemeinsam im normalen Kita-Tagesablauf gefördert werden. Nur so können die Kinder mit- und voneinander lernen - laut Pisa ein wesentlicher Bestandteil erfolgreicher Bildungspolitik! Außerdem vermisse ich einen ganzheitlichen Bildungsansatz in der Ressortvorlage. Es muss auch darum gehen, die motorischen und musischen Fähigkeiten der Kinder zu fördern."

Für die neuen Aufgaben müssen die ErzieherInnen in den Kindergärten gezielt aus- und fortgebildet werden. Außer allgemeinen Floskeln zu diesem Thema hat der Senat nichts vorzuweisen. Dieter Mützelburg fordert: "Wir brauchen dafür ein konkretes Programm. Die strikte Trennung der Aus- und Fortbildung von ErzieherInnen und GrundschullehrerInnen ist überholt."

Komplett ausgeblendet haben Bildungs- und Sozialressort das Thema frühere Einschulung und flexiblere Grundschulzeit. Dieter Mützelburg dazu: "Wir fordern seit langem, erfolgreiche Grundschulprojekte mit jahrgangsübergreifen-dem Unterricht auszubauen. Dort werden die Kinder in Klassenfamilien unterrichtet. Ob die Grundschulzeit für ein Kind drei, vier oder fünf Jahre dauert, hängt von den Fähigkeiten des einzelnen Kindes ab. Es ist ärgerlich, dass die Große Koalition an dieser Stelle mauert und trotz der Erfolge auf diesem Sektor nur wenige, eng begrenzte Projekte zulässt."

Der nötige Kraftakt in Kindergärten und Grundschulen ist nicht aus Bordmitteln zu bestreiten. Dieter Mützelburg fordert deshalb erneut einen höheren Bildungsetat: "Eine bessere Förderung der Kinder ist nicht zum Nulltarif zu haben. Die ressortinternen Umschichtungsprogramme der Großen Koalition stopfen an einigen Stellen Löcher und reißen gleichzeitig neue. Die vielzitierte Bildungsoffensive bleibt so nur ein Thema für Sonntagsreden."