Neues Hochschulgesetz: Mehr Bürokratie statt besserer Studienbedingungen?
Neues Hochschulgesetz: Mehr Bürokratie statt besserer Studienbedingungen?
Wer sein Studium nicht in der offiziellen Regelstudienzeit beendet, soll künftig mit einem sogenannten Prüfungsberater die individuelle Lebens- und Studiensituation besprechen und einen verbindlichen Vertrag schließen, bis wann das Studium abgeschlossen sein wird. Wird der Vertrag nicht eingehalten, wiederholt sich das Verfahren. Hermann Kuhn, wissenschaftspolitischer Sprecher der grünen Fraktion, kritisiert das von Senator Lemke vorgeschlagene Modell als bürokratisches Monster: "Lange Studienzeiten werden so nicht verkürzt. Statt bessere Lehr- und Studienbedingungen zu schaffen, feiert die Bürokratie fröhliche Urstände. Das Gros der Studentinnen und Studenten überschreitet die Regelstudienzeit um zwei bis vier Semester. Nach dem Lemke-Modell müssten mindestens zwei Drittel aller Studenten den Prüfungsberater aufsuchen. Die individuellen Einzelgespräche würden angesichts dieser Massen schnell nach Schema-F-abgehandelt."
Hermann Kuhn fordert Senator Lemke auf, das realitätsfremde Verfahrensmonster in der Schublade verschwinden zu lassen: "Es wird der Eindruck erweckt, man müsse faulen Studenten nur Beine machen, dann verkürzt sich auch die Studienzeit. Das ist Blödsinn. Viele Studenten müssen parallel zum Studium arbeiten oder Kinder versorgen, absolvieren also praktisch ein Teilzeitstudium, das entsprechend länger dauert. Gleichzeitig verhindern schlechte Rahmenbedingungen an den Hochschulen und Universitäten häufig ein zügiges Studium. Dazu gehören beispielsweise schlecht ausgerüstete Bibliotheken, überfüllte Kurse und zu selten angebotene Pflichtveranstaltungen. Statt den Hochschulen neu bürokratische Lasten aufzubürden, müssen die Studienbedingungen verbessert werden. "