Medienzentrum im Faulenquartier - jetzt oder nie. Grüne fordern klares Signal für Strukturwandel vom Senat
Medienzentrum im Faulenquartier - jetzt oder nie. Grüne fordern klares Signal für Strukturwandel vom Senat
"Ein neues Medienzentrum im Faulenquartier bietet die Chance, Unternehmen aus der IT- und Medienbranche sowie Qualifizierungs- und Fortbildungsangebote aus diesem Sektor in direkter Citynähe anzusiedeln. Dreh- und Angelpunkt des Projekts ist dabei Radio Bremen. Der Sender hat bereits signalisiert, dass er sich einen Umzug an die Weser vorstellen kann, jetzt ist die Politik am Zuge," erklärt die grüne Bürgerschaftsabgeordnete Anja Stahmann. Die medienpolitische Sprecherin hat sich pro Medienzentrum entschieden: "Die Politik muss ein positives Umfeld für die Wachstumsbranche Neue Medien schaffen." Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Helga Trüpel weiss, dass das nicht zum Nulltarif zu haben ist: "Mit maximal 50 Millionen Euro aus dem ISP wollen wir das Medienzentrum anschieben."
Trotz millionenschwerem T.I.M.E-Programm haben kleine und mittelständische Firmen davon in Bremen bisher wenig profitiert. Der Senat setzt auf publicity-wirksame Vertragsabschlüsse mit Bill Gates und Ron Sommer. Die Grünen versprechen sich wesentlich mehr Impulse für die hiesige Wirtschaft und den Arbeitsmarkt, wenn Bremen im Faulenquartier die Rahmenbedingungen für ein Medienzentrum schafft. Die grüne Abgeordnete Karin Krusche weist auf die Bedeutung für Bremens Stadtentwicklung hin: "Wenn es gelingt, dort eine neue gute Adresse für die Multimedia-Branche zu schaffen, profitiert davon der ganze Stadtteil. Bremen als Stadt am Fluss hört nicht am Brill auf. Wir wollen das Faulenquartier beleben, damit die Verbindung zwischen City/Schlachte und Pier 2/Space Park geknüpft wird."
An Ideen und Interessenten mangelt es nicht
Bei der Planung des MZ muss nicht bei Null angefangen werden. Anja Stahmann listet potentielle Interessenten auf
- Radio Bremen
- Deutsche Welle-Ausbildungsprojekt für ausländische Journalisten
- Interessenten aus der Multi-Media-Branche (First Tuesday, Mitglieder von bremen multimedial)
Attaktiv wäre der Standort auch für ein Restaurant (Weserblick), ein aufgepepptes Rundfunkmuseum (z.B. mit Bubi-Kulisse inclusive der Möglichkeit, selbst Moderator zu spielen und davon ein Video mit nach Haus zu nehmen). Start-ups im multimedia-Bereich wären hier ebenso an der richtigen Adresse, gerade wenn im Medienzentrum Studios und Schnittplätze zum Mieten angeboten würden. Seit langem fordert Anja Stahmann ein sogenanntes location-Büro in Bremen einzurichten. "Bremen ist das einzige Bundesland, dass auf einen solchen Service für Filmemacher auf der Suche nach interessanten Drehorten verzichtet - einfach provinziell." Das location-Büro wäre nach Ansicht der Abgeordneten im MZ am richtigen Platz.
Was fehlt, ist der politische Startschuss
"Wir brauchen jetzt ein positives Signal der Politik, damit das MZ-Projekt nicht stirbt, bevor es überhaupt ernsthaft in Angriff genommen wurde. Die Zeit drängt. Wenn der Senat weiter mauert, erledigt sich das Projekt von selbst," erklärt Helga Trüpel. Die wirtschaftspolitische Sprecherin der grünen Fraktion ärgert sich über die Hinhaltetaktik des Senats: "Wenn bis zum Sommer keine politische Entscheidung fällt, ist Radio Bremen als Anker für das Medienzentrum aus dem Spiel. Das ist seit langem bekannt, trotzdem wird das Thema auf die lange Bank geschoben. Die im September letzten Jahres von der Wirtschaftsdeputation einstimmig beschlossene Machbarkeitsstudie hat Senator Hattig noch immer nicht in Auftrag gegeben! So wird in Bremen der Strukturwandel verschlafen. CDU-Fraktionschef Jens Eckhoff will das Thema aussitzen und so den Boden ebnen für seine fixe Idee von einer online-city im Hollerland."
Helga Trüpel verweist darauf, dass zwei zentrale Grundstücke im Besitz der Stadt sind: "Das Parkhaus Diepenau gehört der Brepark und das Kaufhaus Bamberger ist ebenfalls in öffentlichem Besitz. Wir brauchen keine Parkplätze mit Weser-Blick - die Garage Diepenau muss abgerissen werden und Platz für einen Neubau machen." Außerdem müsse die Stadt dafür sorgen, dass der Anschluss einer entsprechenden high-tech-Infrastruktur im Faulenquartier problemlos möglich ist. Weiteres Geld brauchen man, um Start-ups günstige Mieten bieten zu können.
Die Kritik der CDU am Medienzentrum hält Helga Trüpel für vorgeschoben: "Es geht nicht darum, Radio Bremen den Umzug zu finanzieren und auch der Hinweis auf fehlende private Investoren, die das Projekt finanzieren sollen, zieht nicht. Die Faulenquartier-Entwicklungsgesellschaft hat bereits mehrfach Interesse angemeldet. Wenn man diese Maßstäbe anlegt, hätte der Technologiepark an der Uni ebensowenig eine Chance gehabt wie die airport-city. Niemand kann den Erfolg des Projekts garantieren, aber die Chancen sind allemal größer als ein x-tes Einkaufszentrum oder ein neues Musical. Es ist höchste Zeit, dass die Politik alle Interessenten an einen Tisch holt und das Projekt zum Laufen bringt."