Aktionsprogramm gegen Lehrermangel
Aktionsprogramm gegen Lehrermangel
Ein Aktionsprogramm gegen Lehrermangel fordern die Grünen vom Senat, um den drohenden Unterrichtsausfall in zahlreichen Schulfächern anzuwenden. Mehr Referendare, verkürzte Ausbildungszeiten und eine Werbekampagne um Lehrer aus EU-Staaten sind zentrale Punkte des grünen Forderungskatalogs, den die Fraktion als Antrag in die Bürgerschaft eingebracht haben (vgl. Anhang). "Wenn Bremen nicht schnell handelt, ist der Arbeitsmarkt für Lehrer komplett leergefegt. Schon heute gibt es im Bereich der Sonderschul- und Berufsschullehrer mehr freie Stellen als Bewerber. Im Jahr 2005 werden nach Berechnung des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) bundesweit 100 zu besetzenden Berufsschullehrerstellen 40 Bewerber gegenüberstehen. Die Strategie des Bildungssenators, potentielle Lehrkräfte durch schnelle Verbeamtung nach Bremen zu locken, wird das Problem nicht lösen, weil es alle Bundesländer machen," erläutert der grüne Bürgerschaftsabgeordnete Dieter Mützelburg. Der bildungspolitische Sprecher der grünen Bürgerschaftsfraktion fordert den Senat auf, Dampf zu machen. "Als Sofortmaßnahme muss der Lehrer-Einstellungskorridor in den nächsten fünf Jahren von jährlich 100 auf 150 Lehrkräfte ausgeweitet werden. Die Pensionierungswelle beginnt sich in allen Bundesländern auszuwirken. Es wird immer schwieriger, gute Fachkräfte zu bekommen."
Konkret wollen die Grünen die Dauer des Referendariats in Bremen um ein halbes Jahr auf 18 Monate verkürzen und die Bezahlung der angehenden Lehrer in Absprache mit den anderen Bundesländern verbessern. Kommentar von Dieter Mützelburg: "Wir müssen die Lehrerausbildung attraktiver machen. Wenn Studium und Referendariat zusammen mindestens sieben Jahre dauern, ist das zu lang!"
Im Berufsschulbereich soll der Lehrermangel durch eine enge Kooperation mit dem Arbeitsamt und der Wirtschaft behoben werden: "Wir schlagen Qualifizierungsprogramme für arbeitslose Fachkräfte und Meister vor. Außerdem müssen Verhandlungen mit der Privatwirtschaft aufgenommen werden, damit sie eigene Fachkräfte für den Schulunterricht zur Verfügung stellen, sei es für einen Wochentag oder zeitlich befristetet für ein Schuljahr. Auch die Wirtschaft hat ein großes Interesse an einer guten Ausbildung."
Mit einer Werbekampagne wollen die Grünen EU-weit um Lehrern für Englisch und Spanisch werben: "Muttersprachliche Lehrer aus England oder Spanien könnten den Schülern einen interessanten Einblick in die Kultur ihrer Heimatländer vermitteln. Für die Lehrer ist eine Beschäftigung in Bremen dank höherer Löhne vermutlich interessant."
In der Anlage:
- Grüner Bürgerschaftsantrag "Aktionsprogramm gegen Lehrermangel"
BREMISCHE BÜRGERSCHAFT Drucksache 15/
Landtag 1.11.2000
15. Wahlperiode
Dringlichkeitsantrag der Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN
"Aktionsprogramm gegen Lehrermangel"
In den kommenden 5 Jahren werden im Land Bremen bei steigenden Schülerzahlen mehr als 30% der 6500 Lehrerinnen und Lehrer in den Ruhestand gehen. Nach jahrelangem Einstellungsstopp, fehlender Werbung, schlechter Bezahlung und langen Wartezeiten für das Referendariat fehlt der Nachwuchs für den Lehrerberuf, nicht nur in Bremen, sondern bundesweit.
Schon jetzt gibt es bei den SonderpädagogInnen und in den beruflichen Fachrichtungen weniger BewerberInnen als freie Stellen, im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich, in den Fremdsprachen Englisch und Spanisch wird sich die Situation in Kürze genauso darstellen.
Der Senat hat angekündigt, dem drohenden Lehrermangel durch Verbeamtung, Werbung und erweiterte Zugangsmöglichkeiten zum Referendariat auch für Diplomstudenten entgegenzutreten. Diese Maßnahmen werden das Problem der seit Jahren absehbaren Mangelsituation nicht lösen.
Die Bürgerschaft (Landtag) möge beschließen:
Die Bürgerschaft (Landtag) fordert den Senat auf,
unverzüglich für die Jahre 2001 - 2005 ein "Aktionsprogramm gegen Lehrermangel" mit folgenden Eckpunkten aufzulegen:
- Ausweitung des Lehrer-Einstellungskorridors von jährlich 100 auf 150 Lehrkräfte,
- Bundesweite Werbekampagne für ein Lehramtsstudium an der Bremer Universität - und vor allem in den naturwissenschaftlichen Fachrichtungen -, mit dem Ziel, junge Menschen frühzeitig an Bremen zu binden,
- Sofortige Erhöhung der Ausbildungszahlen für das Referendariat auf 500 Referendare,
- Verkürzung des Referendariats auf 18 Monate,
- Sofortige Anhebung der Referendarsbezüge in Absprache mit den anderen Bundesländern, um die Lehrerausbildung attraktiver zu machen,
- Werbung in anderen EU-Staaten für eine Lehrtätigkeit in Bremen, um für den Fremdsprachenunterricht - besonders in den Mangelfächern Englisch und Spanisch - muttersprachliche LehrerInnen zu gewinnen,
- Programm zur Qualifizierung (älterer) arbeitsloser Fachkräfte und Meister in Kooperation mit dem Arbeitsamt für den Schuldienst, insbesondere für den IT- und berufsbildenden Bereich,
- Kooperationsverträge mit der Privatwirtschaft zum Einkauf von Fortbildungen und die befristete Entsendung von Fachkräften in den Engpassbereichen,
- Entwicklung eines Programms "Geld statt Stellen", mit dem es Schulen ermöglicht wird, über eine neu zu gründende Beschäftigungsagentur qualifiziertes Personal für Mangelfächer ihren Bedarfen entsprechend auf Zeit zu beschäftigen.
Dieter Mützelburg, Karoline Linnert und Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN