Call-Center fly-line - ein Fall für den Datenschützer
Call-Center fly-line - ein Fall für den Datenschützer
Als "Datenschutzskandal" allererster Güte bezeichnet die grüne Bürgerschaftsabgeordnete Anja Stahmann die gestern im Fernsehen dokumentierten Verstöße gegen das Fernmeldegesetz und das Persönlichkeitsrecht beim Bremer call-center fly-line. Die Grünen befürchten, daß der Fall nur die Spitze eines Eisbergs sein könnte und fordern eine scharfe Kontrolle aller Bremer call-center durch den Datenschutzbeauftragten und das Gewerbeaufsichtsamt. "Bremen schmückt sich mit dem Titel call-center-city. Mit der Ansiedlung der entsprechenden Betriebe ist es nicht getan. Der Senat muß sich auch um die Einhaltung des Datenschutzes im sensiblen Bereich des Online-Handels kümmern." Die Grünen erwarten, daß der aktuelle Fall auf der nächsten Sitzung des Datenschutzausschusses am 10. Oktober behandelt wird.
Im Fall der Firma fly-line wurden Telefongespräche ohne Erlaubnis der Kunden von Dritten mitgehört, und über eine Telefonnummer konnte von außerhalb praktisch jedermann, dem die Nummer bekannt war, sich unkontrolliert in die Gespräche einschalten und unerkannt mithören. "Der mögliche Mißbrauch der sensiblen Daten liegt auf der Hand. Bei telefonischen Flugbuchungen werden beispielsweise die Kreditkartennummern abgefragt. Das Unternehmen hat offenkundig nicht begriffen, welche hohen Datenschutzanforderungen an das call-center-Geschäft aus gutem Grund geknüpft sind. Der vorliegende Fall ist kein Problem fehlender gesetzlicher Regelungen, sondern der laxe Umgang mit ihnen." Die Grünen fordern den Bremer Datenschützer und das Gewerbeaufsichtsamt auf, Kontakt mit allen call-centern aufzunehmen. "Nachhilfe in Sachen Datenschutz scheint bitter nötig."
Mit der sofortigen Sperrung einer Telefonnummer ist das Problem nach Ansicht der Grünen nicht gelöst. "Wo es eine Nummer gibt, kann es viele andere geben, die nur noch nicht bekannt geworden sind. Es muß technisch ausgeschlossen werden, da" Gespräche unbemerkt abgehört werden können."